Losstopschade

Der Straßen­atlas für die Daten­auto­bahn, karto­grafiert von Daniel Diekmeier. Archiv. Jetzt abonnieren →

Cambio

Letztes Jahr hat mir Clara ein neues Kartenspiel beigebracht, das sie wiederum von Eva gelernt hatte, die es wiederum von Lea gelernt hatte: Cambio. ich hatte vorher noch nie davon gehört, aber es macht sehr viel Spaß und wir haben es seitdem schon viele Male gespielt.

Für das Spiel braucht man ein gewöhnliches Poker-Set. Bis die Regeln nach viel stiller Post bei uns angekommen waren, hatten sich bereits ein paar Hausregeln eingeschlichen, aber wir spielen ungefähr nach diesen Regeln.

Als sich im September andeutete, dass demnächst wieder Weihnachten vor der Tür stehen würde, kam mir die Idee: Was, wenn ich ein eigenes Kartenspiel gestalte, das ich dann in meinem cambiospielenden Freundeskreis verschenken kann? Wie schwer kann das schon sein?

Ein Kartenspiel zu gestalten ist ziemlich schwer

Das erste Problem war, die notwendigen Figuren zu zeichnen. Ein Pokerspiel enthält 15 Bildkarten: jeweils vier Buben, Damen und Könige, plus drei Joker. Ich habe die Figuren alle am iPad gezeichnet, in Procreate, und das dauerte ewig.

Procreate hat eine Funktion für Punktspiegelung – eigentlich nice, denn klassischerweise sind viele Pokerkarten ja punktgespiegelt. Leider ist die Funktion überhaupt nicht flexibel und ich konnte sie dadurch nicht so gut gebrauchen wie ursprünglich gehofft. Aber besser als nichts!

Ansonsten hatte ich noch einige Probleme damit, meine Freunde ausreichend naturgetreu abzubilden, aber da kann ich nun wirklich niemandem etwas vorwerfen außer mir selbst.

Das nächste Problem war das Layout.

Ich probierte, eine Karte in Pixelmator Pro zu designen, und obwohl das grundsätzlich funktionierte, hat es mich direkt von der Vorstellung abgebracht, dass das eine gute Idee sein könnte. Es dauerte ewig, alles richtig zu positionieren. Für die erste Karte, eine Karo 10, brauchte ich ungefähr eine Stunde.

Ja, hier sind noch ein paar zusätzliche Ebenen aktiviert, aber ihr versteht schon.

Aber noch schlimmer: Ich würde innerhalb des Prozesses natürlich gerne ein paar unterschiedliche Varianten ausprobieren: Verschiedene Varianten der Symbolgrafiken, unterschiedliche Positionierungen und Größen der Symbole, unterschiedliche Schriftarten, unterschiedliche Farben … die Vorstellung, jedes Mal einen großen Haufen Pixelmator-Ebenen manuell aktualisieren zu müssen, wenn ich meine Meinung ändere, ließ mir direkt Angst- und Anstrengungsschweiß ausbrechen.

Wie so oft fiel mir dann ein, dass ich zum Glück Programmierer bin, und ich schrieb ein Script, das mir die Karten generieren kann. Innerhalb des Scripts kann ich verschiedene Parameter setzen:

  • Die SVGs, die als Symbolgrafiken verwendet werden sollen
  • Die fünf Farben (Herz, Karo, Kreuz, Pik, Joker)
  • Die genauen Positionen der Symbole auf der Karte

Ich konnte sogar Funktionen einbauen, die mir beim Gestalten helfen konnten: Ob der Schnittrand angezeigt werden soll oder nicht, automatische Punktspiegelung der Bildkarten, automatische Ausrichtung aller Zahlenkarten … vielleicht schon zu viel, aber wenn man erstmal anfängt, zu Automatisieren, dann muss man es auch durchziehen.

Das Script brauchte, nachdem ich es ein bisschen optimiert hatte, ungefähr 8 Sekunden, um alle 55 Karten zu generieren. Zum tatsächlichen Designen habe ich meistens nur eine Karte auf einmal generieren lassen, was quasi verzögerungsfreies Arbeiten ermöglicht hat.

(Für automatisches Ausführen, wenn ich Dateien speichere, benutze ich gerne entr, ursprünglich empfohlen von Julia Evans)

Als ich endlich irgendwann 55 fertige PNGs herumliegen hatte, konnte ich die Karten endlich bestellen. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon relativ spät dran (es war inzwischen der 10. Dezember), aber entgegen dem, was meine langatmige Beschreibung vermuten lässt, war der zeitaufwändigste Teil nicht die Automatisierung (die dauerte nur etwa einen Tag), sondern das Zeichnen der vielen Karten. (Das dauerte mehrere Wochen, in denen ich jeweils Abends daran gearbeitet habe.)

Gedruckt habe ich sie schließlich bei meinspiel.de, die das wirklich sehr gut gemacht haben. Die Webseite ist etwas anstrengend und ich habe eine Weile gebraucht, um das korrekte PDF zu generieren, das sie sich wünschen, aber mit dem Ergebnis bin ich extrem zufrieden. A propos:

Das Ergebnis

Die Karten kamen rechtzeitig vor Weihnachten an, die Versorgung meiner Freunde mit neckischen Spielkarten war also gesichert.

Gibt es Sachen, die ich ändern würde? Ein paar Kleinigkeiten! In Cambio haben die beiden roten Könige eine besondere Bedeutung, darum war es etwas töricht von mir, Karo dunkelblau zu färben. Überhaupt sind die Farben etwas dunkel geworden (Dunkelblau, Dunkelgrün und Schwarz sehen sich ausgedruckt viel ähnlicher als es auf meinen Bildschirmen der Fall war.)

Insgesamt bin ich extrem froh, es gemacht zu haben, und würde es jederzeit™ wieder tun. Ein schönes Projekt für kalte Winterabende!

Tastaturen sollten immer ein schönes Hobby bleiben

Ich besitze zu viele Tastaturen. Aber macht euch keine Sorgen: Ich bin sicher, dass ich jederzeit aufhören kann, mehr zu kaufen.

Die Tastatur auf dem Foto ist die Neueste in meiner Sammlung, und vielleicht meine Letzte.* Es ist eine Varmilo VA88M CMYK, und sie slappt. Endlich habe ich eine Tastatur, deren unglaublicher Lärm mich mit Freude erfüllt und meine Feinde in Angst und Schrecken versetzt. Außerdem macht es ungeheuren Spaß, auf ihr zu schreiben.

Versteht mich nicht falsch: Ich wollte keine neue Tastatur kaufen. Mir war schon vor Jahren – vor dem Kauf meiner allerersten mechanischen Tastatur (einer Vortex Pok3r, die ich zurückschicken musste, weil sie zu wenige Tasten hatte) – klar, dass Tastaturen ein gefährliches Hobby sind, wenn man noch Geld für Essen übrig haben möchte.

Vor dem letzten Kauf besaß ich bereits zwei alte weiße Magic Keyboards (ohne Ziffernblock), ein neues schwarzes Magic Keyboard (mit Ziffernblock), eine Microsoft Sculpt, eine billige generische Ersatz-Tastatur und eine mechanische Tastatur mit Cherry MX Brown Switches.

Man sollte also meinen, es würde langsam reichen. Ja, das dachte ich auch! Aber ich war unzufrieden: Ich mochte meine andere mechanische Tastatur einfach nie besonders. Ihr Design erweckt zu sehr den Eindruck, ich müsste jetzt sofort Pro Gamer werden und im Licht meiner LED-Neonbeleuchtung ein Monster Energy gurgeln, statt entspannt dazusitzen und ein paar Zeilen JavaScript zu schreiben.

Ich nahm außerdem (deswegen?) an, dass sie einigermaßen günstig gewesen wäre. Ich weiß nicht, warum ich das dachte, denn als ich die Rechnung noch mal raussuchte, merkte ich, dass ich tatsächlich über 130 € für sie ausgegeben habe. Dafür, dass ich sie weder besonders gut, schön oder hochwertig finde, eigentlich etwas schade.

Der Anfang vom Ende dieser letzten Tastatur begann, als ich mir ein DIY Macropad bestellte. (Eigentlich bestellte ich sogar zwei: Nachdem ich es zwei Jahre aufgeschoben hatte, kaufte ich die Raspberry Pi Zero-Variante mit 12 Tasten, woraufhin Pimoroni natürlich sofort die neue, verbesserte Version mit 16 Tasten rausbrachte, die ich dann auch kaufte.)

Diese Macropads kommen jedenfalls mit „Kailh Speed Gold“ Switches, die einen großartigen kleinen „Klick“ von sich geben, wenn man sie drückt. Dieses Klicken war so viel besser als das „taktile“ „Klicken“ der Cherry MX Browns in meiner Hardcore Gamer Tastatur, dass ich wusste, dass ich umsteigen muss.

Richtig in den Strudel gezogen wurde ich erst, als ich auf YouTube nach einer Übersicht guter Einsteigertastaturen gesucht hatte. Um ganz ehrlich zu sein: Das Meiste, was auf Keyboard-YouTube vor sich geht, ist jenseits meines Horizonts. Cherry MX Blues sind angeblich zu laut, alle sprechen die ganze Zeit über zu viel oder zu wenig Lube, es wird wild auf langen Tasten herumgeklopft um angebliches Klappern zu hören … was?

Bevor der Algorithmus™ aber anfangen konnte, mir diese Videos um die Ohren zu hauen, hatte ich bereits ein nettes, informatives Video zur Varmilo VA88M gesehen, das mich dazu gebracht hat, sie bei einem auf Tastaturen spezialisierten Onlinehändler zu kaufen.

Und was soll ich sagen: Ich bin sehr zufrieden. Falls ihr überlegt, eine mechanische Tastatur zu kaufen (und falls ihr EIN EIGENES BÜRO habt!), dann holt euch Clicky Switches. Sie sind so gut.


* Haha, als ob.

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