Seit ich in Berlin wohne, hatte ich Supermärkte in Laufweite und bin jeden Tag auf dem Weg nach Hause an ihnen vorbeigekommen. Insofern hatte ich nie einen Grund, meine Einkäufe zu planen – ich habe einfach jeden Tag einen kleinen Einkauf gemacht. Als ich dann vor etwas über einem Jahr angefangen habe, von Zuhause zu arbeiten, hat das meine Einkaufsfrequenz sogar noch erhöht. Man muss ja jeden Grund nutzen, mal die Wohnung zu verlassen!

Aufgrund der aktuellen Unpleasentness haben Clara und ich uns aber besonnen, dass es vermutlich sehr dumm wäre, jeden Tag ein- bis zweimal einkaufen zu gehen. Also haben wir das gemacht, was man sich ohnehin schon seit Jahren vornimmt, aber nie macht: Wir haben einen Essensplan für die ganze Woche erstellt. So wird man dann doch noch zu seinen eigenen Eltern.

Einmal die Woche schnappen wir uns jetzt so viele Taschen und Rucksäcke wie möglich, setzen unsere Masken auf, stürmen den gehen zu Edeka und kaufen Lebensmittel für knapp hundert Euro. Besonders beim ersten Mal war das sehr überraschend, aber wenn man es dann auf zwei Leute und eine ganze Woche herunterbricht, sind es nur noch knapp sieben Euro pro Tag pro Person. (Und andere Ausgaben für Essen, zum Beispiel für solche Frivolitäten wie In ein Restaurant gehen, haben wir zur Zeit fast nicht.)

Besonders überrascht haben mich die vielen positiven Nebeneffekte des Essensplans: Zum Frühstück und Mittagessen macht sich jeder selbst, was er/sie will, und zum Abendessen wechseln wir uns mit Kochen ab. Seit Wochen hatten wir keine „Worauf hast du Lust?“ – „Nee, worauf hast du Lust?“ – „Nein, sag, worauf du Lust hast!“ Gespräche mehr – wenn im Plan Nudelsalat steht, dann gibt es halt Nudelsalat!

Wir sind besser darin geworden, vielseitige Gerichte aus unserem Repertoire zu kochen. Seit wir den Plan™ haben, haben wir keine Fertiggerichte mehr gegessen oder uns spontanen Cravings hingegeben. (Natürlich haben wir trotzdem einmal absichtlich und bewusst Nachos mit Käse gemacht, aber immerhin mit selbstgemachter Guacamole und Salsa.)

Natürlich ist nicht alles toll: Obwohl wir uns an allen anderen Tagen keine Gedanken mehr übers Einkaufen machen müssen, wird der Samstag komplett davon dominiert. Erst stellen wir den Essensplan zusammen, dann erstellen wir basierend auf dem Plan eine Einkaufsliste. (Kleiner Tipp: Einkaufslisten unbedingt so sortieren, wie auch die Produkte im Laden sortiert sind. Das ist bestimmt eine dieser Sachen, die schon jeder macht, aber mein Einkaufsleben wurde davon komplett auf den Kopf gestellt!) Anschließend spielen wir eine Stunde Animal Crossing, um uns mental auf den Einkauf vorzubereiten, drucksen noch eine Weile herum, und wenn uns gar nichts mehr einfällt, gehen wir endlich los. Wieder zuhause muss dann noch alles verstaut werden, und schon ist es halb sechs Abends. (So war es heute! Aber wir haben auch sehr lange geschlafen.)

Abschließend: Eigentlich war der Essensplan aus der Not geboren, dass wir uns so selten wie möglich unter Leute begeben wollten. Aber die Vorteile haben mich komplett überrascht und überzeugt. Ich hoffe, dass wir den Plan (zumindest teilweise) beibehalten können, auch wenn man irgendwann wieder guten Gewissens täglich einkaufen gehen kann.