Illustration: Ein alter Fernseher und ein VHS-Player

Ein offener Brief an Leute, die in Museen arbeiten.

Hin und wieder gehe ich in Museen. Museen sind cool, ich mag zum Beispiel das Hansemuseum in Lübeck, das Berliner Museum für Naturkunde, den Tränenpalast (in Berlin) und fand das Videospielemuseum (ebenfalls Berlin) nicht so gut.

Es gibt allerdings eine Sache, die mich in Museen oft nervt: Schlechter Medieneinsatz und zu lineare Darstellungsformen. Insbesondere Video. Oh je, Video. Ich meine, ja, okay, I get it. Ich kann mir die Brainstormings sehr gut vorstellen: „So, und hier in die Mitte [zeigt auf die Mitte des Grundrisses] stellen wir einen großen Dinosaurier … aber was machen wir dann mit den Wänden? Hmm …“

Es gibt wenig, was mich in Museen so frustriert, wie zu einem laufenden Video dazuzukommen, kurz draufzuschauen, nicht zu verstehen, worum es geht, keine Ahnung zu haben, wie lang das Video ist, und nicht zu wissen, wie lange es dauert, bis es das nächste Mal anfängt. Wenn es doch nur, im Jahre 2018, eine Möglichkeit gäbe, diese Informationen an mich zu übermitteln:

Alles, was ich will, ist eine Linie, die am unteren Bildschirmrand von links nach rechts länger wird. Dann könnte ich zu einem Bildschirm kommen, draufschauen, und sofort erkennen, wie schnell sich die Linie bewegt und wie lange es ungefähr dauern wird, bis das Video von vorne beginnt. Dann könnte man leicht erkennen, ob es sich lohnt, kurz zu warten, um das Video in seiner ganzen Länge sehen zu können.

Illustration: Links ein Bildschirm ohne Linie unten, auf dem Fragezeichen zu sehen sind. Rechts ein Bildschirm mit roter Linie unten, auf dem Ausrufezeichen zu sehen sind.

Im Berliner Naturkundemuseum gibt es ein Video über das Universum, das an die Decke projiziert wird. Darunter gibt es einen gepolsterter Bereich, wo man sich hinlegen kann. Zwischen zwei „Vorführungen“ gibt es eine kurze Pause, in der ein Timer zum nächsten Anfang runterzählt. Das ist schon fast, was ich meine! Allerdings ist das auch das einzige Beispiel dieser UX (yes I said it), an die ich mich erinnern kann. Mehr davon, bitte!

Das Problem ist vermutlich, dass dafür ein bisschen mehr mediales Know How vorhanden sein müsste, als fünf VHS-Geräte mit automatischer Zurückspulfunktion in einen Raum mit einem Dinosaurierskelett zu stellen. (Nein, wartet! VHS-Player konnten anzeigen, wie lange der Film auf der Kassette noch dauert! Checkmate, Atheists!) Bis dahin werde ich wohl einfach weiter an den leuchtenden Bildschirmen von Museen vorbeigehen müssen, um altmodische, statische Tafeln zu lesen. Tafeln funktionieren nämlich ausgezeichnet. Man kann kommen und gehen, wann man will, jeder kann sich seine Geschwindigkeit selbst aussuchen, sie sind extrem kostengünstig, verursachen quasi keine Wartungskosten und sehen auch noch gut aus. Ich meine ja nur.