Seit etwa einem Jahr gebe ich meinen Einträgen im Lesetagebuch keine Sternebewertungen mehr. Ich habe bemerkt, dass die Sterne zu viel visuelle Macht haben, aber nicht genügend Informationen transportieren, um ein ganzes Buch zusammenzufassen.

Ich könnte ein Buch zum Beispiel interessant und wichtig finden, obwohl es nicht so gut geschrieben ist. Vielleicht finde ich ein anderes sehr gut geschrieben, aber auch sehr speziell und würde deshalb keine allgemeine Empfehlung aussprechen. Vielleicht ist die erste Hälfte sehr gut, aber die Zweite zieht sich furchtbar? All das sind Nuancen, die ich nicht auf eine einzige Zahl zwischen 1 und 5 herunterbrechen will.

Ich denke: Wenn ich mir die Mühe mache, dutzende oder gar hunderte Seiten eines Buches zu lesen, sollte ich (wenn ich denn eine Wertung loswerden will), zumindest ein paar eigene Worte schreiben.

Erstmal war ich, wie man in solchen Moment der Erkenntnis oft ist, zufrieden mit meiner Entscheidung und dachte, dass ich die Welt damit jetzt endlich zu einem besseren Ort mache, wird aber auch Zeit, etc etc.

Aber mit der Zeit fand ich es auch zunehmend anstrengend, die Sternebewertungen von anderen Nutzern im Lesetagebuch zu sehen. Kein Problem, dachte ich mir, ich bin der Imperator auf Lebenszeit, ich blende alle Sterne für mich aus. Geil!

Diese Funktionalität war dann tatsächlich mehrere Monate lang unverändert im Lesetagebuch: Sobald ich eingeloggt war, sah ich zwar alle Einträge und alle schriftlichen Rezensionen, aber die Sterne waren nicht mehr dabei.

Seit ich diese Änderung umgesetzt hatte, trug ich aber die Frage mit mir herum, wie ich mit der ganzen Thematik umgehen soll. Dieser „Hack“ für mich selbst war schön und gut, aber irgendwie wollte ich es ganzheitlicher behandeln. Ich überlegte, ob ich das Feature „Sterne“ komplett aus dem Lesetagebuch rausnehmen soll: Zack, fertig, keiner kann mehr Sterne sehen oder vergeben. Das kam mir in den besten Momenten cool und mutig vor, aber in den schlechtesten hauptsächlich wie ein ganz schöner Dick Move. Ich wollte dann doch nicht allen Leuten ein Feature wegzunehmen, gegen das sie vielleicht gar nichts haben.

Schlussendlich habe ich mich entschiedenen, den größten Fauxpas in der Produktentwicklung zu begehen und einen Schalter zu den Einstellungen hinzugefügt:

Die Frage bleibt offen, ob ich damit jetzt allen Leuten geholfen habe, oder niemandem. Aber wenn es euch so geht wie mir, und ihr das Gefühl habt, zu oft von fünf kleinen Sternen beeinflusst zu werden, und Filme, Serien, Bücher und Dinge blöd findet, obwohl ihr sie eigentlich gut finden wolltet – dann schaltet doch die Sterne ab und erobert euch ein kleines Stück Ruhe zurück.