Zehn Jahre Lesetagebuch
Heute, am 20. Januar 2023, wird das Lesetagebuch zehn Jahre alt. Zeit für einen Blick zurück und ein bisschen Reflexion – man wird ja nur einmal zehn.
Vor zehn Jahren war ich über Weihnachten und Neujahr bei meinen Eltern, die damals noch furchtbares Dorfinternet hatten.
Da alle digitalen Beschäftigungen dadurch schwierig bis unmöglich gemacht wurden, las ich stattdessen Bücher. Dann kam mir der Gedanke, dass ich nicht einfach so ein Buch lesen kann, sondern direkt eine persönliche Challenge daraus machen sollte: 2013 würde ich 52 Bücher lesen! Tolle Idee!
Natürlich musste ich sofort mit dem Lesen aufhören und eine kleine Webseite bauen, auf der ich auflisten kann, welche Bücher ich gelesen hatte. Diese Webseite ist lange verloren, aber sie bestand (soweit ich mich erinnern kann) lediglich aus ein bisschen statischem HTML und CSS.
Ich teilte die Seite auf Twitter (ja, das ist so lange her, damals gab es noch „Twitter“) und bekam überwältigend positives Feedback. Nicht nur das: Mehrere Leute fragten, ob sie auch diese Seite benutzen könnten.
Puh. Konnten sie leider nicht, es war ja nur eine statische HTML-Seite.
Max sagte dann, ich sollte eine Webapp daraus machen! Mit Python! Zu dem Zeitpunkt war ich noch kein „richtiger“ Programmierer und hatte noch nie etwas mit Python gemacht, aber ich installierte optimistisch Flask und folgte dem Tutorial.
(Von Max kam außerdem die Idee, die Webseite „Lesetagebuch“ zu nennen, damit das URL-Schema „lesetagebu.ch/von/danjel“ sein kann. So gut!)
Am 20. Januar war es dann soweit: Ich stellte die erste Alpha-Version ins Internet und kündigte sie auf Twitter an:
Ich kann mich nicht erinnern, wie die Seite damals aussah, aber auf jeden Fall wurde das Cover jedes Buchs angezeigt. Darum war sie nur für knapp 5 Tage online, bevor ich von Michel gewarnt wurde, dass ich aus rechtlichen Gründen nicht einfach Buchcover hochladen und anzeigen sollte.
Daraufhin baute ich neue Profilseiten, die viel mit Typografie gearbeitet haben (Manche würden sagen: Zu viel. Andere würden sagen: Eine riesige Ultralight-Schriftart ist noch nicht Typografie.), und konnte dadurch den Fuß, mit dem ich bereits im Gefängnis stand, zurück an die Freiheit bringen.
Seitdem hat sich viel verändert. Hier eine Sammlung von Designs und Redesigns der letzten zehn Jahre:
Und hier der aktuelle Stand, am 20. Januar 2023:
Das Lesetagebuch ist winzig, aber es ist ein voller Erfolg. Ich habe durch diese kleine Leseplattform mehr gelernt, als ich es jemals für möglich gehalten hätte: Neue Programmiersprachen, Datenbanken, Server, E-Mails, you name it. Es war und ist eine perfekte Spielwiese, um neue Sachen auszuprobieren.
Dem Lesetagebuch habe ich zu verdanken, dass ich Softwareentwickler geworden bin. Als ich angefangen habe, es zu entwickeln, war ich noch drauf und dran, Designer zu werden (Imagine!). Aber der Spaß am Entwickeln einer umfangreichen Plattform hat mir gezeigt, dass da ein besserer Fokus für mich liegt. Gleichzeitig hatte ich dadurch ein Projekt, das ich super bei Vorstellungsgesprächen zeigen konnte: „Hier ist eine Plattform, die ich alleine gebaut habe. Das ist, was ich kann. Bitte geben Sie mir Geld!“ (Ich bin sehr gut in Bewerbungsgesprächen!)
Ich bin stolz auf das, was ich da gebaut habe. Ich bin froh, dass Leute es benutzen und darüber reden und sich freuen, nicht GoodReads benutzen zu müssen. Ich bin dankbar für die Leute, die das Lesetagebuch auf Patreon unterstützen. Und besonders dankbar bin ich für Clara, die mir heute morgen eine Glückwunschkarte für zehn Jahre Lesetagebuch überreicht hat. Einfach die besten Fans der Welt!
Diese Karte ist eigentlich für mich, aber sie ist auch für euch!
Die letzten zehn Jahre waren – das ist möglicherweise kontrovers – teilweise etwas komisch. Aber Bücher, Lesen und kleine Webseiten finde ich immer noch gut. Ich hoffe, dass es in den nächsten zehn Jahren weiterhin viel Gelegenheit dafür geben wird. 💛